Test: Peugeot 206 1.4 Grand Filou "Chronos Line"

Von Robert Lißack

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<<< Der Innenraum >>>
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Von außen betrachtet wirkt der Kleine sehr sportlich und elegant. Der Einstieg funktioniert ebenfalls problemlos, einzig das Zündschloss ist etwas versteckt, so dass man den Kopf etwas nach unten biegen muss, um das Schloss zu finden.
Ein großes Manko ist, dass die Lüftung nur mit gestartetem Motor funktioniert. Warum reicht hier nicht, wie bei jedem anderen Auto, die eingeschaltete Zündung? Das die Klimaanlage nur bei laufendem Motor funktioniert, ist ja verständlich, aber die Lüftung? Das ist das einzig echte Manko bei meinem Modell, gerade bei diesen Temperaturen.
Die Innenraumverkleidungen wirken an den Türen nicht so edel verarbeitet, was aber kein generelles Problem ist, wie der Blick in die höhere Ausstattungslinie „Premium“ zeigt. Schlecht wirkt sie keinesfalls. Die Sitze können durch guten Seitenhalt überzeugen, dass höhenverstellbare Lenkrad sorgt dafür, dass man schnell die ideale Sitzposition gefunden hat. Aufpassen muß man bei der manuellen Sitzhöhenverstellung, die funktioniert nämlich wie ein Schleudersitz: Also auf Gegengewicht geben einstellen!
Auch dicke Menschen staunen nicht schlecht, wie bequem man auf den hinteren Sitzen Platz nehmen kann, von Platzproblemen also keine Spur.
Vorn gibt es die ebenfalls nicht. Als störend erweist sich allerdings die fehlende Draufsicht auf die Frontpartie: Die Motorhaube ist beim Fahren nicht zu erkennen. Doch der 206 hat eine recht kurze Motorhaube, so dass sich hier keinerlei Probleme ergeben. A-Klasse-Fahrer kennen das Problem ja ebenfalls. Und seit Neustem hat auch der Golf, seines Zeichens der Fünfte, die Gleichen Probleme. Es scheint heutzutage einfach "in" zu sein, die Motorhaube für den Fahrer unsichtbar zu platzieren.

Der Blick nach oben, wenn man ganz dicht vor einer Ampel steht, ist ebenfalls etwas eingeschränkt, also lieber nicht zu dicht ran fahren.
Der Kofferraum reicht für den großen Einkauf allemal, die hinteren Sitze lassen sich leicht umklappen und die hinteren Sitzflächen ohne Schrauben oder basteln zu müssen bequem aus –und wieder einbauen. So bekommt man eine völlig ebene Ladefläche. Auch die 3 hinteren Kopfstützen sind abnehmbar. Alle Kopflehnen sind beim ersten Einsteigen sehr unbequem, so dass man gezwungen ist sich erst einmal die optimale Position zu zusuchen – ein echtes Sicherheitsplus.
Weiterhin gibt es fünf Dreipunktgurte im Auto – also auch im sichersten Platz eines jeden Autos: Der Platz hinten in der Mitte.
Die Klimaanlage funktioniert sehr gut, bei einem anfangs glühend heißen Auto hat man schon nach Sekunden ein Kühles Autos, die geringe Größe (3,83 m Außenlänge) Autos macht es möglich.

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<<< Fahrgefühl >>>
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Hier kann der 206 seine Stärke zeigen: Er ist sehr flott, dass er nur 75 PS hat, merkt man ihm nicht an. Eine hohe Beschleunigung (zw. 12-13 Sek. bis 100 Km/h) und ein drehfreudiger Motor sorgen für echten Fahrspaß. Tempo 170 ist schnell erreicht, Schluss ist erst bei Tacho 185.

Das Fahrwerk reagiert im Grenzbereich recht lastwechselempfindlich: Wer Vollgas in einer weit gezogenen Kurve aus Tempo 60 gibt und am Kurvenausgang vom Gas geht, gerät ins Schlingern, hier hilft nur das Festhalten des Lenkrades und gegebenenfalls vorsichtig Gegenlenken.
Beschädigungen der Fahrbahn schluckt der 206 souveräner als man es von einem Auto dieser Größe erwarten würde, auch sonst ist er das richtige Auto zum Dahingleiten.

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<<< Kosten/Ausstattung >>>
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Die Serienausstattung aufzuzählen wäre viel zu umfangreich, hier nur die Wichtigsten Extras meines Modells:

- 5 Türen
- Klimaanlage
- Farbe: China Blau Metallic
- Radio mit CD & Bedienhebel am Lenkrad
- Sorglos-Packet (Zulassung, Überführung, Wunschkennzeichen).

Ich habe dann noch die Garantienverlängerung von 2 auf 5 Jahre hinzu genommen, sie kostet monatlich 10 € oder eine Einmalzahlung von 599 €. Wer die Einmalzahlung wählt, kann seinen Peugeot auch mit dieser Garantier verkaufen, wer die wirklich günstige Ratenzahlung wählt, kann dies leider nicht. Wird die Garantieverlängerung beim Neuwagenkauf nicht mitgeordert, kann dies bis maximal 12 Monate (bei max. 10.000 KM) nach dem Kauf noch nachgeholt werden. Hat er jedoch eine Tageszulassung gekauft, kann er keine Garantieverlängerung mit monatlicher Zahlung erwerben, diese gilt wirklich nur für die 1. Zulassung und nicht mehr für die Zweite, auch wenn der Wagen erst ein paar Tage alt ist.Die Einmalzahlung kann dagegen schon hinzubestellt werden.

Verzwickt ist das auch mit der Kreditfinanzierung: Die 0,99%-Fianzierung ist hier teurer als die 2,99%-Finanzierung. Erstere gibt es nämlich nur auf den Listenpreis (wie bei allen Autoherstellern), letztere richtet sich nach der Erstattungshöhe des Händlers an die Peugeot-Bank. Diese verlangt nämlich 8,99%. Gewährt der Händler einen niedrigeren Zins, muß er die Differenz an die Bank überweisen. Jedenfalls war es kurze Zeit im Juli so, dass man die 2,99%-Finanzierung beinahe auf Basis des Barpreises bekommen hat, aber das war nur kurze Zeit so.
Durch die ganzen Sondernagebote der Händler, lohnt es nicht immer, das Auto in Bar zu bezahlen. Speziell, wenn man vorher Fonds verlustreich verkaufen müsste. Ein Aber auch ein regulärer 2,99%-Kreditvertrag (wird so auf der Peugeot-Homepage angeboten, aber der Händler muß mit drauf zahlen) kostet bei 3 Jahren Abzahlung und etwa 5000 € Abzahlung (Autopreis 15.000 €) über die 3 Jahre verteilt maximal 400-600 € an Zinsen. Wer das Auto schneller abzahlen kann, bekommt sogar einen noch geringeren effektiven Jahreszins, mal abgesehen von BMW, Mercedes und Audi :-).
Doch gerade die Finanzierungsbedingungen ändern sich schnell und oft, sodass hier der Peugeothändler eigener Wahl zurate gezogen werden sollte.

Die Versicherungssumme für Haftpflicht und Vollkasko beläuft sich bei der „W&V“ auf rund 1000 €, dann kommen die schadenfreien Jahre hinzu. Da dieser Peugeot mein erstes eigenes Auto ist, wäre ich überall mit 140 % eingestuft worden, da aber meine Eltern bei der „WGV“ bereits 2 Autos versichert haben, kann ich hier mit 85 % einsteigen.
Kommendes Jahr komme ich von SF 1 auf SF 2, was bedeutet, daß die Versicherungssumme von 85% gleich auf 70% sinkt, bei anderen Versicherungen wäre ich mit 80% auch schon von der Einstufung deutlich schlechter.
Das sollte man immer bedenken: Bei der Einstufung zählt nicht, wie lange man den Führerschein hat, sondern nur, wie lange man ein Auto auf seinen Namen schon zugelassen hat. Wer direkt mit seinem Führerschein ein Auto kauft und dieses nicht über seine Eltern versichern lassen kann (wären dann so 40% oder weniger :-)) zahlt allein bei der Versicherung zig tausende Euros im Jahr. Und ein Versicherungsvergleich meinerseits ergab: „Directline“ (die mit dem roten Telefon in der Werbung): Wollten, dass ich mit 2600 € bei denen einsteige. Es dürfte schwierig sein, eine noch teurere Versicherung zu finden…
Die ganze Rechnung gilt bei einem modernen Auto mit 75 PS und anerkannter Wegfahrsperre. Wer da mit einem 200 PS-Schrottgolf anfangen will…
Man sollte nicht nur auf den niedrigen Kaufpreis achten, sondern auch auf die Folgekosten.
Beispielsweise habe ich auch mit der 1.6-Liter-Version (109 PS) geliebäugelt, aber die hat nur eine Euro 3-Einstufung und wäre somit nicht auf 3 ¾ Jahre steuerbefreit.
Wenn ich ja erst mal im Berufsleben stecke und meine Millionen verdiene kann ich ja immer noch umsteigen, aber erst mal fange ich langsam an…
Was auch noch dazu kommt: Wenn ich bei Peugeot zur Inspektion gehe (bei meinem Händler in Tübingen, „Autohaus Matejka GmbH“) bekomme ich während der Zeit der Inspektion einen kostenlosen Ersatzwagen, oder wenn ich in Tübingen unterwegs bin, wegen dem extremen Parkplatzmangel ein kostenloses Leihfahrrad.

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<<< Verbrauch >>>
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Dieser hängt natürlich stark von der Fahrweise ab, bislang habe ich Verbäuche zwischen 5,4 und 8,3 Litern gehabt. Da ich viel Autobahn fahre, gibt es natürlich viel Sparpotenzial, z.B.

- nie schneller als 120 Fahren, meist immer Tempo 110 einhalten
- starkes Beschleunigen (Zurükschalten) vermeiden, lieber den Wagen noch bis Tempo 90 ausrollen lassen, alle Autos durchlassen und dann den LKW überholen. Bei nicht so voller Autobahn fahren die meisten 40-Tonner sowieso schon über 100 Sachen.
- Wenn es Bergab geht oder viel Geradeaus: Den Wagen im Leerlauf rollen lassen, zwischendurch sehr sanft beschleunigen

Durch diese Tipps läßt sich der Verbrauch leicht auf 5-6 Liter drücken; bei 2 Litern Ersparnis pro 100 Km, sind das auf eine 50 Liter Tankfüllung immerhin 10 Liter oder 10,50€. Wer bisher sogar raste, kann sogar das Doppelte sparen.

Auf den 35 Km zwischen Böblingen und Rottenburg kostet mich Tempo 110 gegenüber Tempo 150 (das schafft man nur nachmittags um 15:30 Uhr :-)) gerademal 8 Minuten längere Fahrzeit. Wer später unterwegs ist, steht nämlich sowieso die meiste Zeit im Stau.
Merkt euch den Spruch: Sprit wird nur dann gespart, wenn ich langsamer fahre, als es die Verkehrslage zuläßt. Es gibt keinen Zwang, ständig 143 fahren zu müssen (Tempo 130 + 10% Toleranz :-)).

Spritschonend zu fahren lohnt sich auf der täglichen Arbeitsstrecke also allemal.

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<<< Mein Fazit nach 7000 Km >>>
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Ein flottes, praktisches und sehr schickes Auto.
Ihr werdet bald wieder weitere Eindrücke von mir zu lesen bekommen, denn sicher habe ich noch einiges vergessen :-). 

 
  Grand Filou 75, 5 Türer
Hubraum (ccm) 1360
Hubraum (l) 1.4
Leistung 55 KW (75 PS)
Kraftstoff Benzin
Max. Drehmoment 120 Nm
Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h 13,2 s
Höchstgeschwindigkeit 170 km/h
Schadstoffnorm Euro3 + D4
Verbrauch (Stadt) 8,5 l
Verbrauch (außerstädtisch) 5,2 l
Verbrauch insgesamt 6,3 l
Test-Verbrauch 6,8 l
Test-Verbrauch Min.-Max. 5,4 l - 8,5 l
Tankinhalt 50 L
Theoretische Reichweite 735 Km
CO²-Emmission 151 g/km
Leergewicht 1025 -1115 kg
Zuladung 425 kg
Anhängelast 1100 kg
Anhängelast ungebremst 510 kg
Reifen 175/65 R14
Länge 3822 mm
Breite 1652 - 1673 mm
Höhe 1425 - 1435 mm
 

rot markierter Text: eigene Messung
Restliche Angaben: Werksangaben.
Bisheriger Testzeitraum: 05.07.2003 - 23.10.2003